Der Sinn des Spiels

Das Ziel des Spieles ist es, neben möglichst vielen Gegnern unerträgliche Schmerzen zuzufügen, mit dem Ball in die gegnerische Endzone zu gelangen. Weil diese im ungünstigsten Fall satte 100 Yards entfernt ist, hat man dieses Ziel in kleine Häppchen unterteilt. Es reicht nämlich zunächst aus, mit dem Ball innerhalb von 4 Versuchen, so genannten Downs, mindestens 10 Yards vorwärtszukommen. Gelingt das, bekommt man 4 neue Versuche. Scheitert man kläglich, bekommt der Gegner den Ball. Die Abfolge aller Versuche bis zum Moment, an dem man den Ball wieder an den Gegner abgeben muss, wird als ein Drive bezeichnet.

Das Spielfeld

Das Spielfeld, welches in seinen Ausmaßen in etwa einem Fußballfeld entspricht, ist in 12 gleich lange Teile gegliedert. Jeder dieser Teile ist exakt 10 Yard lang. Die beiden Teile an den Enden des Spielfeldes nennen sich Endzone und sind der eigentliche Gegenstand der Begierde. In jeder dieser Endzonen steht ein so genanntes Field Goal. Das ist im einfachsten Falle ein Fußballtor, dessen Pfosten einige Meter nach oben verlängert wurden. Ähnlich wie bei anderen Spielfeldern gibt es noch eine ganze Reihe von Markierungen auf dem Feld, die aber für den Anfang nicht sonderlich interessant sind.

Die Spielzeit

Ein Spiel besteht aus 4 Vierteln, von denen in Europa jedes jeweils 12 Minuten lang ist. Nach Ende jeden Viertels werden die Seiten gewechselt, zwischen 2. und 3. Viertel gibt’s eine kurze Halbzeitpause. Anders als beim Fußball sind die 48 Minuten tatsächlich reine Spielzeit und so kann ein Spiel schon mal 3 Stunden dauern. Die Spieluhr wird zu allen möglichen Gelegenheiten angehalten. So z.B. wenn:

  • der Spieler mit dem Ball das Spielfeld verlässt
  • ein geworfener Ball nicht gefangen wird
  • ein Regelverstoß festgestellt und eine Strafe ausgesprochen wurde
  • der Ballbesitz wechselt
  • die Seiten gewechselt werden
  • eine Mannschaft eine Auszeit (Timeout) nimmt
  • ein Spieler verletzt auf dem Spielfeld liegt
  • ein Punkterfolg errungen wurde (Touchdown, Fieldgoal, ...)
  • und noch einige andere Gelegenheiten, die mir hier nicht einfallen.

Das Zubehör

Neben 22 etwas überdimensionierten Herren mit Helmen und Plastikpanzerung stehen noch 5-7 Streifenhörnchen, Entschuldigung, Schiedsrichter auf dem Feld. Der eigentlich Hauptakteur - der Ball - liegt jedoch meist sinnlos auf dem Boden rum
An einer Seite des Spielfeldes (meist dort, wo die Gastmannschaft steht) befindet sich noch eine Kette mit zwei Pfosten an jedem Ende. Sinnvollerweise nennt man dieses Teil Chain. Die Kette ist exakt so lang, wie ein 12tel des Spielfeldes, also 10 Yard. Die beiden Pfosten markieren den Beginn einer Spielzugserie und das mindestens zu erreichende Ende innerhalb dieser Serie. Mehr dazu jedoch später. Außerdem befindet sich in unmittelbarer Nähe der Kette noch ein weiterer Pfosten, der Downmarker. Wörtlich übersetzt heißt das der Untenmarkierer. Mal abgesehen von Situationen, in denen man heftig mit dem Kopf zusammengestoßen ist, ist die Information wo Unten ist nicht wirklich hilfreich. Daher wird dieser Pfosten außerdem benutzt, um die aktuelle Position auf dem Spielfeld und die Nummer des aktuellen Versuches anzuzeigen. Jeder der drei Pfosten wird von einem, meist recht schmächtig gebauten und ständig im Weg stehenden Menschen bewacht. Was passiert, wenn dieser einem tief fliegendem Footballspieler im Weg steht, muss nicht näher erläutert werden. Daher nehmen es diese Leute mit dem Bewachen nicht ganz so ernst und werfen die Pfosten auch mal panisch zu Seite, während sie sich selbst mit grazilen Hechtsprüngen in Sicherheit zu bringen versuchen. Damit man nach so einer Aktion noch weiß, wo die Teile eigentlich mal standen, ist an der Kette eine kleine Markierung angebracht, die mit einer Markierung auf dem Feld übereinstimmt.

Die Teams

Zu jedem Zeitpunkt eines Spieles befinden sich immer höchstens 11 Spieler eines Teams auf dem Feld. Je nachdem ob das Team gerade Angreifer oder Verteidiger ist, nennt man diese 11 Spieler Offense oder Defense. Da prinzipiell völlig unterschiedliche Aufgeben zu erledigen sind, sind es meist auch andere Personen. Damit gehören schon mindestens 22 Spieler zu einem Team. Nun gibt es neben Offense und Defense noch eine Reihe spezieller Formationen. Das wären das Kick-Off Team, das Punt Team das Kick-Off Return Team, das Punt Return Team und das Fieldgoal Team. Kann man sich den Luxus leisten, auf allen relevanten Positionen andere Spieler einzusetzen, übersteigt die Teamstärke schnell 60 Spieler. In Europa ist dies jedoch eher selten der Fall und so haben die meisten Teams hier einen Kader von 30 bis 40 Spielern am Spielfeldrand stehen.
Die Abbildung zeigt eine typische Formation und benennt die entsprechenden Positionen in Offense (links) und Defense (rechts).

Vor dem Spiel

Ähnlich wie bei anderen Ballsportarten wird vor dem eigentlichen Beginn des Spieles per Münzwurf entschieden, welche Mannschaft zuerst den Ball bekommt und in welche Richtung zunächst gespielt wird. Da Football ein uramerikanischer Sport ist, nennt sich diese Prozedur Cointoss.
Die Mannschaft, die den Cointoss gewinnt, sichert sich zunächst das Anrecht auf den Ball, die andere Mannschaft darf eine Seite wählen, auf der sie zunächst spielen will. Entgegen anderen Ballspielen darf die Mannschaft, die den Cointoss gewann, auch auf das Ballrecht verzichten und gibt den Gegnern den Ball. Dafür wird sie dann nach der Halbzeitpause den Ball erhalten. Diese Entscheidung nennt sich dann Second Half Option. Dann werden noch ein paar Nettigkeiten ausgetauscht und das Spiel beginnt.

Der Beginn

Um ein wenig Übersicht in das Ganze zu bekommen, unterteilen wir erstmal die zwei Teams in Team A und Team B. Nehmen wir mal an Team A hätte den Cointoss gewonnen und sich für den Ballbesitz entschieden.
Ein Spieler aus Team B wird nun den Ball von seiner Hälfte aus mit einem kräftigen Tritt so weit wie möglich in die Hälfte des Gegners befördern. Dort wird ihn ein Spieler aus Team A in die Hand nehmen und so weit wie möglich zurück tragen. Da das nicht wirklich spannend ist sind in Team A noch 10 weitere Spieler, die alles was dem Ballträger im Weg steht über den Haufen Rennen und 10 weitere Spieler in Team B die versuchen werden, den einen mit dem Ball über den Haufen zu rennen.
In 99% aller Fälle wird das Team B gelingen. Diese Prozedur wird Kick-Off genannt.
Dort wo Ballträger und Ball zu Boden gingen, wird Team A mit seiner ersten Angriffsserie beginnen.

Eine Angriffsserie

Team A hat nun 4 Downs, um von der momentanen Position auf dem Feld mindestens 10 Yard vorwärtszukommen. Zu Beginn eines jeden Downs versammeln sich die Spieler von Team A und Team B getrennt voneinander und plaudern kurz über die Party vom Vortag, die hübschen Mädels auf der Zuschauertribüne, die neuesten Kochrezepte und wie das Wetter so werden wird. Falls noch Zeit bleibt, werden die Spieler von Team A noch einen Angriff und die Spieler von Team B einen Gegenangriff planen. Entlang der virtuellen Linie, auf der sich der Ball befindet, stellen sich nun auf der einen Seite die 11 Spieler von Team A und auf die andere Seite die 11 Spieler von Team B auf. Dabei stehen die großen Dicken meist vorn in der Mitte und dann mit abnehmendem Gewicht die anderen etwas weiter hinten bzw. außen. Einer der Spieler aus Team A wird seinen Mitspielern noch ein paar Voodoozaubersprüche zurufen und dann bekommt er von dem Mitspieler direkt vor sich den Ball in die Hand gedrückt. Gemäß der kurzen Absprache wird er diesen Ball nun einem anderen Spieler in die Hand geben oder in hohem Bogen zu einem seiner Mitspieler werfen in der Hoffnung, dass dieser ihn dann auch fängt. Manchmal behält er den Ball allerdings auch für sich.
Egal wer jetzt den Ball hat, er wird auf jeden Fall so schnell wie möglich in Richtung gegnerische Endzone losrennen und hoffen, dass die anderen 10 Mitspieler ihm irgendwie den Weg frei machen.
Die 11 Spieler aus Team B machen eigentlich nix weiter, außer sich genau den armen Schlucker mit dem Ball rauszusuchen, und ihn dann unangespitzt in den Boden zu rammen. Dort wo das (zwangsläufig) passiert, endet der Spielzug und der nächste beginnt ebenfalls exakt dort.
Gelingt es Team A innerhalb von 4 Versuchen auf diese Art und Weise 10 Yards vorwärts zu kommen, erhalten sie erneut 4 Versuche für die nächsten 10 Yards. Die oben erwähnten Pfosten am Spielfeldrand werden dann entsprechend versetzt. Sollten sie scheitern bekommt Team B den Ball dort, wo der 4. Spielzug endete. Sollte sich vor dem 4. Versuch bereits abzeichnen, dass man die 10 Yards nicht mehr schafft, darf Team A den Ball durch einen Fußtritt, einen so genannten Punt, so weit wie möglich in die gegnerische Hälfte befördern. Mit diesem Befreiungsschlag geben sie automatisch das Angriffsrecht an Team B ab. Sinn dieser Aktion ist es, Team B eine möglichst schlechte Ausgangsposition zu verschaffen.

Das Punkten

In seltenen Fällen wird es Team A gelingen den Ball mitsamt einem eigenen Spieler dran bis in die gegnerische Endzone zu befördern. Für diese Glanzleistung erhalten sie dann 6 Punkte (ein Touchdown) und einen Extraversuch. Damit es sich lohnt beginnt dieser Versuch immer 3 Yard vor der gegnerischen Endzone.
In diesem Extraversuch können sie nun entweder noch mal versuchen Ball und Spieler in die Endzone zu befördern oder den Ball per Fußtritt durch das Fieldgoal zu bringen. Der erste Fall würde 2 Punkte (Two Point Conversion), der zweite Fall nur einen Punkt (Extra Point) einbringen.
Sollte Team A zwar dicht an der gegnerischen Endzone sein aber keine Aussicht mehr auf einen Touchdown haben, so werden sie meist ein Field Goal probieren. Dabei wird versucht den Ball von der momentanen Position per Fußtritt durch das Tor zu schießen. Gelingt dies, gibt’s 3 Punkte.
Sollte Team A entweder verdammt schlecht sein oder aber sich in ungünstiger Feldposition befinden, so schafft es Team B manchmal den Ballträger in dessen eigener Endzone zu Boden zu bringen. Für diese Meisterleistung gibt es jämmerliche 2 Punkte (Safety).

Nach dem Punkten

Damit auch Team B eine Chance bekommt wird nach jedem Punkterfolg von Team A der Ball per Kick Off an Team B übergeben.

Das Ende

In den meisten Fällen endet das Spiel, nachdem die 48 Spielminuten abgelaufen sind. Natürlich kann jedes Team das Spiel vorzeitig beenden und das Handtuch werfen. Dies ist speziell in den unteren Ligen nicht selten, wenn durch Verletzungen oder Erschöpfung nur noch eine Hand voll Spieler übrig sind oder aber im Fernsehen gleich eine gute Sendung kommt und man sowieso schon haushoch verloren hat.
Abgesehen davon können die Schiedsrichter ein Spiel natürlich jederzeit Beenden oder Abbrechen. In diesem Fall sollten sie allerdings ein möglichst schnelles Fahrzeug mit laufendem Motor in unmittelbarer Nähe stehen haben. Die Gründe die so ein Streifenhörnchen, Tschuldigung, Schiedsrichter dafür haben kann sind vielfältig. Grobe Hirnfehlfunktionen seitens einiger Spieler mit anschließender verbaler oder physischer Einwirkung auf die Schiedsrichter oder andere Beteiligte oder schlicht und ergreifend das Wetter sind hier die Hauptkanditaten. In seltenen Fällen kann eine Zwangspause durch einen verletzten Spieler, der nicht vom Feld gezerrt oder verscharrt werden kann, dazu führen, dass es langsam zu dunkel wird. In diesem Fall würde das Spiel ebenfalls abgebrochen werden.

Nach dem Spiel

Ähnlich wie beim Fußball gibt es auch beim American Football eine Reihe von Ritualen, die nach einem Spiel durchgeführt werden müssen, um die Götter des Ledereies nicht zu erzürnen. Dazu zählt die obligatorische Dusche des siegreichen Coaches mit einer wahlweise klebrigen, zumeist nach Orange schmeckenden Flüssigkeit oder purem, kalten Wassers.
Weiterhin gibt es das so genannte Abklatschen, bei dem sich die Spieler, Coaches und Begleiter der beiden Teams im Vorbeigehen noch schnell versuchen sich die Hände zu brechen.
Wilde Stammestänze unter unmelodischen Grunzlauten gehören beim Siegerteam meist ebenfalls zum Abschlussprogramm.