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Teil 5: 3D-Puzzlen - Zusammenbau I

Der Lack ist trocken, das neue Schwerlastregal voll mit Ersatzteilen - es kann also losgehen. Dank Internet habe ich auch für so etwa 40,- Euro alle erdenklichen Schrauben und Muttern in Edelstahl vorliegen. Zum einen weil die alten teilweise völlig ausgeleiert waren, zum anderen weil ich rostende Schrauben einfach nicht leiden kann. Doch bevor die schicken A2 Schrauben zum Einsatz kommen, muss erstmal die Schwinge wieder an den Rahmen. Da ich ja schon beim Ausbau hart zu kämfen hatte wusste ich ja  nun, wie man am besten vorgeht. Ohne den großen Hammer (der natürlich auch den großen Lärm macht) und jede Menge Fett ging es aber auch diesmal nicht. Nach gut einer Stunde war aber alles wo es hingehörte. Als nächstes noch schnell die Federbeinaufnahmen einsetzen und dann ... Moment. Irgendwie wollen die nicht? Ich drücke, hämmere ziehe und quetsche wie bescheuert doch entweder rutschen die inneren Hülsen aus den Gummis raus oder die Gummis wieder aus den Aufnahmen. Nach etwa 2 Stunden habe ich langsam keinen Bock mehr. Im Kampf Federbeinaufnahmen gegen Reiko steht es 3:1 für die Federbeinaufnahmen.
Ich leg den Hammer erstmal beiseite und starre, leicht genervt und sicherlich auch etwas dümmlich, auf die Konstruktion dieser in Gummi gegossenen Boshaftigkeiten. Eine wirklich brilliante Idee kommt mir nicht und mittlerweile ist es auch schon spät. Also erstmal Feierabend und ne Nacht drüber schlafen.
Am nächsten Tag habe ich nicht nur meinen Frust vergessen sondern auch eine geniale und völlig simple Idee. Eine lange Schraube, zwei Unterlegscheiben eine Mutter und zwei Maulschlüssel - 4:0 für mich.
Noch am selben Tag nehmen die Bremsplatten, die Seitenkästen und der Hauptständer wieder ihre ursprüngliche Form an. Der Ständer wird auch gleich noch montiert damit der Rahmen nicht weiterhin auf dem Lack stehen muss.

Am nächsten Basteltag ist das hintere Kettenblatt fällig. Da es sich sauber in den Mitnehmer eingearbeitet hat, müssen die entstandenen Grate am Mitnehmer ab. Also geht es dem Teil mit einer feinen Schlüsselfeile an den Kragen. Da nur etwa 2 Millimeter Platz zum Feilen sind zieht sich die Aktion ewig hin und ich würd den ganzen Mist am liebsten zum Fenster rauswerfen. Leider ist das der einzige Mitnehmer den ich habe und um diese Jahreszeit ist so ein Fenster ohne Scheibe drin auch eher ungemütlich. Also Ruhe bewahren und weiter Atom für Atom abkratzen.
Nach fast 4 Stunden sind die Grate weg. Der große Moment ist gekommen - Abzieher ansetzen, festpannen und - Tada! - Ähem, nüscht!?! Kann nicht sein! Nochmal. Tada! - Wieder nüscht! - Aaaaaaaaaarrrrgggggghhhhh!

Meine Wortwahl entgleist etwas und wäre dieser Klumpen Eisen ein lebendes Wesen, es würde nie wieder mit mir sprechen wollen. Mir ist jetzt alles egal. Säge her und ein paar Minuten Später ist aus einem ganzen problematischen Kettenblatt 2 halbe problematische Kettenblätter geworden. Die wackeln jetzt zwar auf dem Mitnehmer vor sich hin, runter wollen sie aber auch nicht. Egal, und wenn ich das Teil vollständig zerspanen muss. Eine weiter Halbe Stunde später habe ich 4 viertel problematische Kettenblätter. Die wackeln noch mehr, wollen aber ebensowenig runter. Ich rechne kurz durch wie viele Jahre es dauern würde jedes Ritzel einzeln freizusägen und komme zu dem Schluss, das der Hammer jetzt das besser Werkzeug wäre. Bam, bam, bam ... Sieg! 
Glücklicherweise ist das neue Kettenblatt dank Fertigungstoleranzen "enger" als das originale so dass ich sogar noch ein paar Mikrometer von den Zähnen des Mitnehmers runterfeilen muss damit es passt. Dadurch konnten selbst die arg lädierten Zähne auch wieder in einen ganz brauchbaren Zustand geformt werden. 

Hmm, so richtig vertrauenserweckend sieht das jetzt auch nicht aus. Die leicht unterschiedliche Zahnung von Mitnehmer und Kettenblatt werden in kürzester Zeit dafür sorgen, dass eines von beiden nachhaltig zerstört wird sobald da Kräfte am Werke sind. Also wieder eBay durchforsten. Irgendwann wird ein Mitnehmer für eine 175er Jawa angeboten. Nach Aussagen im Jawa Forum würde der sogar passen. 29 Euro später ist der Mitnehmer mein. Zu meinem Erstaunen ist der aber anders konstruiert. Zwar passt er exakt in die Nabe aber das Kettenblatt ist hier nicht aufgesteckt sondern angenietet. Diese Konstruktion ist zum einen viel leichter zu montieren/demontieren und zum anderen auch viel haltbarer da es keine Zahnung mehr gibt die ausgeschliffen werden könnte. Einzige Problem - mein Kettenblatt hat keine Löcher. Aber dank Ständerbohrmaschine kann auch hier Abhilfe geschaffen werden. Jetzt muss ich mir nur noch 6 Stahlnieten (oder wohl doch besser passende Schrauben) besorgen und dann ist auch dieses leidige Thema endlich durch.

Als nächstes werden dann wohl die Federbeine und die Gabel montiert werden damit der momentan völlig nackte Rahmen wieder wie ein Zweirad aussieht und ohne Stützen stehen kann. Dazu müssen aber noch ein paar Teile lackiert und ein passendes unteres Lampengehäuse organisiert werden. Das alte ist total verbeult und mein eBay Ersatz passt leider nicht an eine 350er Jawa. Die türkische Nachproduktion soll (laut Händler) dank großzügig bemessener Toleranzen bei Bohrungen und Abständen nicht zu gebrauchen sein.

Schwinge montiertBilanz nach 55 Stunden Arbeit:

  • Jawa wirklich vollständig zerlegt
  • Rahmen repariert, gestrahlt, grundiert und lackiert
  • die meisten Blechteile ausgebeult, gestrahlt, grundiert und lackiert
  • Rahmen, Schwinge und Hauptständer wieder montiert
  • Räder (Naben, Felgen, Speichen, Bremsplatten, Bremsbeläge, Deckel, Lager und Achsen) komplett fertig, Bereifung muss noch montiert werden
  • zwingend notwendige Teile: 59,80 Euro (fehlen oder sind vollständig unbrauchbar)
  • optional notwendige Teile: 239,30 Euro (sind noch brauchbar aber beschädigt)
  • bereits investiert: 2218,42 Euro (inklusive Kleinteile, Lack, Schmiermittel und externe Arbeiten)